A1 Forum Digitale Bildung: Der A1 Internet für Alle Campus in der Wiener Leopoldstadt war vergangenen Donnerstag bis auf den letzten Platz besetzt. Gastgeber Hannes Ametsreiter hatte Vertreter der österreichischen Parlamentsparteien eingeladen, um mit ihm und dem Medienpädagogen Gerhard Brandhofer von der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich zu diskutieren, welche Kenntnisse und Fähigkeiten Menschen im digitalen Zeitalter brauchen und wie diese vermittelt werden können. Die praktische Erfahrung aus mehr als 3.200 Kursen, an denen über 50.000 Menschen im Rahmen der Initiative A1 Internet für Alle teilgenommen haben, floss ebenso in die Diskussion ein wie die ideologische Position der Parteien. Digitalisierung bringt tiefgreifende Veränderungen In seinem Einleitungsstatement stellte Brandhofer dar, wie tiefgreifend der Wandel ist, der durch die Digitalisierung eingeläutet wurde. Die Leitmedientransformation - die Ablösung des Buches durch digitale Medien – stürzt das Bildungssystem in eine Krise. In Zeiten, wo Informationen jederzeit und überall online zur Verfügung stehen, verliert die Vermittlung reinen Faktenwissens als Bildungsziel an Relevanz, während Kompetenzen im Bereich der Interaktion und der Kollaboration an Bedeutung gewinnen. Die Lösungsansätze für diese Krise müssen auf mehreren Ebenen gefunden werden: zum einen durch den zielgerichteten Einsatz digitaler Medien im Unterricht und zum anderen bei der Vermittlung des Wissens über die neuen Medien und ihre Funktionsweise. Brandhofer ist überzeugt davon, dass die Digitalisierung die Lehrinhalte aller Fächer beeinflusst. Dennoch wird es nicht zu einer Automatisierung des Lernens kommen. Brandhofer zitiert eine Metastudie von John Hattie , die unter anderem zum Schluss kommt, dass die Lehrpersonen und ihre Kompetenz nach wie vor die bestimmenden Qualitätsfaktoren im Unterricht sind. Digitale Bildung wird kommen Auch Christoph Matznetter von der SPÖ beschrieb das Humboldtsche Bildungsideal als Auslaufmodell. Heutzutage müsse man die wichtigsten Wissensinhalte nicht mehr offline im Kopf haben, da diese jederzeit online verfügbar sind. Viel bedeutender seien Recherchefähigkeiten, die kritische Auseinandersetzung mit den Quellen sowie die Kompetenz, das vorhandene Wissen im Team anzuwenden. Brigitte Jank, Bildungssprecherin der ÖVP, betonte, dass es nach wie vor nötig sei, in der Schule auch Wissen und dazu gehört heute auch Informatikwissen zu vermitteln, da dies die Grundlage für jede weitere kritische Auseinandersetzung mit Inhalten sei. Informatikkönnen sei mit den Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen gleichzustellen. Von den Oppositionspolitikern war vor allem die Forderung zu hören, mehr Budget für das Bildungssystem und für die technische Ausstattung von Schulen zur Verfügung zu stellen. Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit zu sparen, Investitionen in die Zukunft der jungen Menschen seien dringend nötig. Walter Rosenkranz von der FPÖ wies darauf hin, dass die Digitalisierung nicht die Lösung aller Schwierigkeiten im Bildungssystem ist. Auch für Marco Schreuder von den Grünen ist die Bildungsfrage keine von Entweder-oder. Es gehe vielmehr darum, die „Lust am Wissen und am Lernen“ zu fördern und sich dabei technischer Hilfsmittel zu bedienen. Matthias Strolz von den NEOS beschrieb die digitale Kompetenz als Kulturtechnik, die unaufhaltsam kommen wird. Mehr Autonomie in den Schulen könne den Prozess beschleunigen. Neugierde entwickeln Hannes Ametsreiter fand auch lobende Worte für Österreichs Bildungslandschaft. Das duale Bildungssystem, das Lehre und Praxis miteinander verbindet, sei ein Modell, das Potenzial hat. Pädagogen komme die Rolle von Coaches zu, die es verstehen, bei den jungen Menschen Neugierde zu entwickeln. Dafür brauche es auch entsprechende technische Infrastruktur. Bildmaterial unter: http://bit.ly/1nFhn2I Weitere Infos zu A1 Internet für Alle unter http://a1internetfueralle.at.